Kurz und gut: Alben von Loverman, Robert Finley und Gut Nu

Loverman credit Daisy Ray

Die Sounds & Books-Reviews zu den am 27.10.2023 erscheinenden Alben von Loverman, Robert Finley und Gut Nu

von Werner Herpell

Am erneut überfüllten Oktober-VÖ-Freitag 27.10.2023 gibt es auch für die „Kurz und gut“-Rubrik von Sounds & Books reichlich Kandidaten. Wir haben uns entschieden für die liebestrunkene Barock-Pop-Platte „Lovesongs“ des belgischen Singer-Songwriters Loverman, das erdige Southern-Soul-Album „Black Bayou“ von Robert Finley und die feine selbstbetitelte Deutschpop-Scheibe der Hamburger Band Gut Nu.

Loverman: Lovesongs

Ein Bariton wie Samt und Seide, den man dieses Jahr ähnlich berauschend nur vom irischen Wahl-Berliner A.S. Fanning auf dem Album „Mushroom Cloud“ gehört hat – ja, seine magische

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Stimme ist die halbe Miete für den belgischen Loverman, der im normalen Leben James de Graef heißt. Gesäumt von Gitarren, Streichern und Chören, malt der Pop-Poet aus dem Nachbarland auf seinem Debüt „Lovesongs“ mit cineastischem Sound Bilder eines melancholischen, an der Liebe verzweifelnden Nachtschwärmers auf schummerigen Straßen. 

Selten geht es in den Loverman-Liedern über ein getragenes Balladen-Tempo hinaus (etwa in „Tinderly“), langweilig wird’s dennoch zu keiner Sekunde dieses herausragenden Singer-Songwriter-Albums. Als wenn de Graefs Landsmann Jacques Brel, der Scott Walker der späten 60er Jahre und Italowestern-Maestro Ennio Morricone im Studio gemeinsame Sache gemacht hätten. Dass aus Belgien fantastische Bariton-Barden kommen, weiß man seit Arno, Tom Barman (dEUS) und Maarten Devoldere (Warhaus). Loverman kann da locker mithalten.

„Lovesongs“ von Loverman erscheint am 27.10.2023 bei PIAS Recordings. (Beitragsbild: Loverman von Daisy Ray)

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Robert Finley: Black Bayou

Man weiß schon beim allerersten Ton des Openers „Livin‘ Out A Suitcase“, warum der Black-Keys-Frontmann Dan Auerbach sich dieses Albums angenommen hat: Robert Finley hat eine unglaublich intensive Reibeisen-Stimme, die perfekt zum Retro-Portfolio des renommierten Produzenten passt. Das dritte Studioalbum des bereits 69 Jahre alten Afroamerikaners erzählt Geschichten vom Leben in den Sumpfregionen Louisianas und kann daher gar nicht anders heißen als „Black Bayou“.

Die elf Songs bilden ein heißes Gebräu aus Southern-Soul, Funk, Blues, Swamp-Rock und Gospel – wer den 2019 gestorbenen Voodoo-Großmeister Dr. John oder die New-Orleans-Ikone Allen Toussaint (1938-2015) vermisst, muss nicht länger suchen. „Es ist erstaunlich zu erkennen, wie viel Einfluss Louisiana auf die Musik der Welt hatte“, sagt Auerbach. „Und Robert verkörpert all das. Er kann alles, und das hat viel damit zu tun, wo er herkommt.“ Dass auch Black-Keys-Drummer Patrick Carney an den Aufnahmen beteiligt war, sagt alles über die Wertschätzung für den Südstaaten-Veteranen Finley.

„Black Bayou“ von Robert Finley erscheint am 27.10.2023 bei Easy Eye Sound/Concord/Universal.

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Gut Nu: Gut Nu

„Wir nennen es Countrybeat und wir arbeiten hart daran. Unterschiedlich viele Beats per Minute, dann darf es auch mal krachen, aber das Harmoniebedürfnis ist groß.“ Treffsicher hat die Hamburger Band Gut Nu ihren musikalischen Ansatz zusammengefasst: irgendwie Folkrock, ambitioniert und abwechslungsreich, ruppig und harmonieselig zugleich. Früher hieß das Quintett einfach nur „Gut“ – und ich muss zugeben, dass Alben wie „Hamburg – New York jeden Morgen“ (2005) oder „Wir bleiben draußen“ (2015) an mir vorbeigerauscht sind. 

Schade vermutlich, denn das Comeback „Gut Nu“ sprüht nur so vor rauem Charme und schnoddriger Melancholie, die sicher nicht erst hier und jetzt zu bewundern sind. Ganz großartig etwa „Hamburg in 30 Jahren“ und „Verschwörung“, wo Gut Nu tatsächlich die erstrebte Schnittmenge aus Wilco und Element Of Crime finden. Auf den schönen Instrumental-Opener „Epidur“ folgen diverse Lieder mit Texten, die genaues Zuhören mit Witz, Lakonie und politischer Hellsichtigkeit („Land der Horizonte“) belohnen. Nach den Elements und der „Supergroup“ Husten noch ein bärenstarkes Deutschpop-Album in diesem Jahr.

„Gut Nu“ von Gut Nu erscheint am 27.10.2023 bei Fuego.

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